Erklärung der Vorbereitungsgruppe des Kongresses „Jenseits des Wachstums?!“ von Attac Deutschland
Das Aus der Atomkraft muss den Ausstieg aus allen zerstörerischen Großtechnologien einleiten
Wer – so wie wir alle – die unverzügliche Abschaltung aller Atomanlagen fordert, stößt schnell auf die Frage: Wie viel Energie kann denn wirklich ökologisch nachhaltig hergestellt werden? Und müssen wir deswegen nicht auch mit deutlich weniger Energieverbrauch leben?
Die Havarie im Kernkraftwerk Fukushima ist weit mehr als der vielleicht größte Atomunfall. Sie ist ein Menetekel für eine weltweite Zivilisationskrise. Eine Krise der Gesellschaften, die auf unkontrollierbare Großtechnologien angewiesen sind, um kontinuierliches Wirtschaftswachstum zu befeuern. Denn der mit dem Wachstum zunehmende Bedarf an Energie kann nur gedeckt werden durch Techniken, die ‒ wie Atomkraft oder aber auch fossile Kraftwerke ‒ direkt den Tod von Tausenden und indirekt den Tod von Millionen von Menschen in Kauf nehmen.
Kohle, Öl und Gas als Alternativen? Nein danke!
Das atomare Roulette muss sofort gestoppt werden. Fukushima ist überall ‒ wo der nächste GAU geschieht, kann niemand vorhersagen. Aber unsere hauptsächliche Alternative liegt nicht darin die gleiche Strommenge nun einfach anders zu produzieren. Denn: Öl, Gas und Kohle sind endliche Ressourcen, die bald aufgezehrt sein werden. Zudem ist ihre Verbrennung nicht verantwortbar: Die Folgen des Klimawandels sind menschlich, sozial und ökonomisch mindestens so fatal wie die Wirkungen von Fukushima. Öl, Gas und Kohlekraft erzeugen heute jedoch 60% des Stromes, wir hängen von ihnen ab – und müssen auch von ihnen weg, nicht nur von der Atomkraft.
Ein rascher Umstieg auf erneuerbare Energien und deren möglichst effiziente Nutzung sind nun dringend geboten. Doch Windräder und Solaranlagen werden in den nächsten Jahren kaum die 23% ersetzen können, die die Atomkraft heute beisteuert. Zudem verbraucht ihre Herstellung selbst große Energiemengen. Und „Effizienzrevolutionen“ wurden bislang noch immer durch größere Mengen oder Leistungen (wie bei Autos) wieder aufgefressen.
Deswegen muss es darum gehen, den Strom- und Energieverbrauch zu reduzieren. Nur so können wir dem vermeintlichen Sachzwang entgehen, nur zwischen einer atomaren oder klimatischen Zerstörung des Planeten wählen zu können.
Den Stromverbrauch radikal senken – Stromverschwender stilllegen!
Es führt kein Weg daran vorbei: Wir werden auch mit deutlich weniger Produkten und energieintensiven Dienstleistungen auskommen müssen. Damit stellen wir den genetischen Code des Kapitalismus in Frage: Hier geht es darum, immer mehr zu produzieren und zu verkaufen, um die Umsätze und Gewinne zu steigern. Bedürfnisse, menschliche Arbeit und Natur dienen nur diesem abstrakten Zweck. In einer ökologisch-nachhaltigen Ökonomie hingegen, muss es darum gehen die Bedürfnisse der Menschen mit einem möglichst geringen Naturverbrauch zu befriedigen. Das ist eine vollkommen andere Zielstellung von Wirtschaft. So führt uns die Forderung nach einem Ausstieg aus der Atomenergie direkt auf die grundsätzliche Frage: Wie kann eine Ökonomie und Gesellschaft organisiert werden, die bis zu einem ökologisch verträglichen Maß kontinuierlich weniger Energie verbraucht?
Kommt zum Kongress: Jenseits des Wachstums!? 20.-22.Mai in Berlin
Unser Kongress, den wir natürlich schon vor „Japan“ terminiert hatten, kommt zu einem idealen Zeitpunkt, diese entscheidenden Fragen des 21. Jahrhunderts zu diskutieren. Wir laden alle Menschen, die Zweifel an der Atom-Technologie haben und sich trauen ihre eigene Kritik logisch weiterzudenken, herzlich ein, mit uns zusammen über eine neue Gesellschaft nachzudenken und an ihr zu arbeiten!
Kongress-Bündnispartner sind u.a. die Friedrich-Ebert-, die Heinrich-Böll-, die Rosa-Luxemburg- sowie die Otto-Brenner-Stiftung. Es werden über 100 ReferentInnen auf über 70 Veranstaltungen vortragen.
Mehr Infos: www.jenseits-des-wachstums.de